Von Schleimpfropfen über Fruchtwasser bis hin zum Blutverlust während der Entbindung und über Harnkatheter – die Geburt kann ein chaotisches Unterfangen sein, mit Körperflüssigkeiten, mit denen Sie vielleicht noch nicht einmal vertraut sind. Auch wenn Sie nicht anders können, als Ihr Neugeborenes zu küssen, kann es sein, dass seine Haut unmittelbar nach der Geburt nicht perfekt rosa und blitzsauber aussieht. Eine Substanz, die auf Ihrem Neugeborenen vorhanden sein kann, ist Vernix caseosa. Und obwohl es vielleicht nicht besonders hygienisch erscheint, hat es viele positive Eigenschaften für Sie und Ihr Baby.
Vielleicht haben Sie Fotos von einem Neugeborenen gesehen, das in eine weiße Decke gehüllt war, oder vielleicht hatte Ihr Baby eine solche und Sie haben sich gefragt, was das war. Oder vielleicht sind Sie mit dieser Substanz überhaupt nicht vertraut. Während Sie sich auf die Entbindung vorbereiten, sind Sie vielleicht neugierig auf Vernix, seine Funktion und was Sie damit auf der Haut Ihres Babys machen können.
Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Vernix „Lack“ und Caseosa bedeutet „Käse“.1 Diese frischkäseähnliche Substanz kann bei der Geburt auf der Haut einiger Neugeborener gefunden werden. Bei anderen Babys kann es nur in Hautfalten und -falten wie den Achselhöhlen gefunden werden. Möglicherweise fällt Ihnen auch gar nichts auf.2
Vernix erscheint typischerweise wie eine dicke weiße Schicht oder Creme, ähnlich einer Lotion, die nicht in die Haut eingerieben wurde.2
Bei sehr Frühgeborenen ist möglicherweise weniger Vernix auf der Haut sichtbar, da noch nicht viel produziert wurde. Bei leicht zu früh geborenen Babys ist die Konzentration oft am höchsten, da die Produktion am höchsten ist und noch nicht begonnen hat, ins Fruchtwasser überzugehen.2
Überfällige Babys können einen gelblichen Belag haben. Es ist auch wahrscheinlicher, dass sie keinen Belag mehr haben, da dieser bereits bei der Geburt vollständig ins Fruchtwasser gespült wurde.2
Vernix kann anders aussehen, wenn das Baby an einer Bluterkrankung leidet oder unter fötalen Beschwerden leidet. Wenn Neugeborene vor der Geburt zum ersten Mal Stuhlgang (Mekonium) haben, kann der Belag grün oder schwarz gefärbt erscheinen.2
Sie beginnt etwa in der Mitte des zweiten Trimesters und erreicht im dritten Trimester ihren Höhepunkt. Es verbleibt bis zur Geburt auf der Haut des Babys.2
Es besteht hauptsächlich aus Wasser, enthält jedoch Fette und Proteine, die für die feuchtigkeitsspendende und keimtötende Funktion unerlässlich sind. Interessanterweise variiert die genaue Zusammensetzung je nach Gestationsalter, Geschlecht des Fötus und sogar Faktoren wie Medikamenteneinnahme der Mutter und Lebensstil.1
Was macht Vernix und warum ist es wichtig?
Vernix hat während der Schwangerschaft, der Geburt und sogar in der ersten Lebenswoche eines Neugeborenen viele Funktionen.
- Abdichtung: In der Gebärmutter macht Vernix die Haut des Babys wasserfest, sodass sie nicht wie die Haut eines erwachsenen Menschen Falten wirft und anschwillt.2
- Barriere: Vernix fungiert als Barriere zwischen der Vagina der Mutter und dem Baby und schützt so die Haut des Babys vor in der Vagina vorhandenen Krankheitserregern.1 Seine Barriereeigenschaften tragen außerdem dazu bei, das Baby davor zu schützen, zu viel Wasser durch Verdunstung zu verlieren, sobald es der Luft ausgesetzt ist.3
- Schmierung: Vernix kann während der Entbindung als vaginales Gleitmittel wirken und dem Baby dabei helfen, reibungsloser durch den Geburtskanal zu gelangen.1
- Immunität: Einige Proteine in Vernix helfen einem Baby, potenzielle Infektionen abzuwehren und sogar bestimmte Keime abzutöten.1 Es kann auch die Darmentwicklung und das Darmmikrobiom unterstützen.3
- Vorteile für die Haut: Vernix hilft, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und kann die Wundheilung beschleunigen. Seine wundheilenden Eigenschaften gelten auch für Mütter. Wenn bei Ihnen von Geburt an ein Dammriss auftritt, kann Ihnen die Vernix Ihres Babys bei der Heilung helfen.2
- Temperaturregelung: Es wird angenommen, dass Vernix dazu beiträgt, Neugeborene warm zu halten, indem es den Wärmeverlust vor dem ersten Bad verhindert.3
Jahrelang bestand die Standardpraxis für Krankenschwestern darin, ein Neugeborenes sofort abzutrocknen und nach der Geburt alle Rückstände von der Haut abzuwischen. Diese trocknende und anregende Wirkung sollte sie zu ihren ersten Atemzügen ermutigen. Manche Menschen betrachteten ungebadete Babys auch als unhygienisch, weshalb sie jahrzehntelang oft standardmäßig entfernt wurden. Die Praxis der Entfernung von Vernix ändert sich langsam, da Untersuchungen, Studien und Empfehlungen weiterhin die Vorteile belegen, wenn man die Vernix an Ort und Stelle belässt.2
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Haut von Neugeborenen, deren Vernix belassen wurde, besser mit Feuchtigkeit versorgt war.4 Sie hat einen höheren Wassergehalt als rezeptfreie Barrierecremes, wodurch die Haut möglicherweise besser mit Feuchtigkeit versorgt wird. Vernix säuert außerdem die Hautoberfläche und bekämpft so Bakterien, die sich auf der Hautoberfläche vermehren wollen.2 Neben der Regulierung des pH-Werts der Haut Ihres Babys fungiert Vernix auch als Barriere oder „zweite Haut“, indem es Keime direkt blockiert und bekämpft.2
Als Eltern haben Sie die Wahl, ob Sie die Vernix bei Ihrem Baby belassen möchten, aber es kann von Vorteil sein, sie zu belassen. Wenn es in Ruhe gelassen wird, löst es sich etwa fünf Tage nach der Geburt auf natürliche Weise von der Haut auf, kann aber bis zu zehn Tage in den Falten verbleiben.2
Aus hygienischen Gründen kann es nur dann sinnvoll sein, Ihr Baby kurz nach der Geburt zu baden, wenn es Mekoniumflecken oder den ersten Kot des Babys aufweist. Wenn Sie Vernix auf der Haut Ihres Babys hinterlassen möchten, vermerken Sie dies unbedingt in Ihrem Geburtsplan und teilen Sie diesen Wunsch im Kreißsaal mit, damit er nicht versehentlich weggewischt wird. Erwähnen Sie außerdem unbedingt, dass Sie das erste Bad Ihres Babys verschieben möchten.5
Obwohl Vernix caseosa viele Vorteile hat und es in der Regel am besten ist, sie nach der Geburt an Ort und Stelle zu belassen, besteht kein Grund zur Sorge, wenn Sie bei Ihrem Baby keine Vernix sehen können.
Der dickste Vernix-Belag findet sich normalerweise zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche. Wenn Ihr Baby viel früher oder später geboren wurde, haben Sie möglicherweise seinen „Höhepunkt“ verpasst.5 Wenn es sich bei Ihrem Baby um eine extreme Frühgeburt handelte, ist es möglicherweise noch nicht in nennenswerten Mengen möglich. Wenn die Schwangerschaft länger als 36 bis 38 Wochen andauert, löst sich die Vernix von der Haut des Babys und löst sich im Fruchtwasser auf. Dadurch ist das Fruchtwasser im Endstadium weißer und weniger klar als das frühere Fruchtwasser.2
Wenn schließlich keines dieser Kriterien den Mangel an Vernix bei Ihrem Baby erklärt, könnte es sein, dass dieser während des Geburtsvorgangs weitgehend abgetötet wurde. Wenn Sie die Hautfalten Ihres Babys untersuchen, können Sie wahrscheinlich Reste finden. Aber es gibt viele Gründe dafür, dass Sie bei Ihrem Baby nichts davon sehen, und es profitiert dennoch von den Vorteilen, auch wenn Sie keine Anzeichen dafür sehen.
Während es verlockend sein mag, Ihr Neugeborenes vor dem Kuscheln zu reinigen, soll Vernix Ihrem Baby dabei helfen, sich in den ersten Lebenstagen an die Außenwelt zu gewöhnen. Versuchen Sie, es in Ruhe zu lassen oder es in die Haut einzureiben. Es wird verschwunden sein, bevor Sie es wissen.
