Aktivkohle – vom ungeliebten Hausmittel zum Detox-Hype
Aktivkohle ist auch unter den Begriffen A-Kohle, aktivierte Kohle, Medizinalkohle und medizinische Kohle (lat. Carbo medicinalis) bekannt. Die meisten älteren Menschen kennen sie als natürliches Heilmittel gegen Durchfallerkrankungen. Wer hätte gedacht, dass dieses unbeliebte Hausmittel einmal einem regelrechten Hype unterliegen würde?
Was einst der Entgiftung und der Bindung von Flüssigkeiten im Darm diente, wird nun als Lifestyle-Zutat in Smoothies, Zahnpasten oder Gesichtsmasken angepriesen. Aktivkohle gilt heutzutage als Detox-Wundermittel, aber auch als Bakterien- oder Geruchskiller. Ob diese Behauptungen stimmen, wird hier hinterfragt.
Der Hype um die Aktivkohle
An sich gehört medizinische Kohle zu den Adsorptionsmitteln. Als solches findet sie Verwendung in chemischen oder medizinischen Kontexten. Aktivkohle wird bei der Trinkwasseraufbereitung, der Abwasserreinigung, oder in der Lüftungs- und Klimatechnik benutzt. Jeder ältere Verwender kennt Kohlekompretten. Diese Aktivkohle-Tabletten binden Giftstoffe im Darm. Doch jeder sollte wissen, dass medizinische Kohle nicht bei jeder Art von Vergiftung nützlich ist.
Dass medizinische Kohle einmal ein Lifestyle-Produkt sein würde, hätten wohl die wenigsten Menschen gedacht. Interessanterweise erfreut sich dieses vermeintliche Detox-Wundermittel aber eines stärker wachsenden Interesses, als andere aktuelle Lifestyle-Trends. Doch nicht alles, was in diesem Zusammenhang propagiert wird, ist so richtig. Wie so oft, sind viele der propagierten Eigenschaften bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Andere Verwendungen sind wegen fehlender Eigenschaften schlichtweg Humbug. Manchmal ist die behauptete Aktivkohle nicht einmal in einem Kosmetikum enthalten, das dieses behauptet.
Bewiesen ist die medizinische Wirkung gegen Durchfälle oder Flatulenz als Folge von Darmproblemen. Außerdem kann medizinische Kohle bei manchen Vergiftungen als Hilfsmittel eingenommen werden. Die Aktivkohle bindet die Toxine. Sie wirkt dabei wie ein Schwamm, der sich mit Flüssigkeit vollsaugt. Der Grund für diese Eigenschaft der aktivierten Kohle ist ihre große Oberfläche. Mit einem Gramm Aktivkohle könnten potenziell 2.000 Quadratmeter Fläche gereinigt werden. So entstand auch der heutige Hype, der die medizinische Kohle zum Detox-Wundermittel hochstilisiert hat.
Problematisch an der heutigen Nutzung der Medizinkohle ist jedoch, dass die Aktivkohle nicht zwischen Toxinen und Vitaminen, Arzneistoffen und Mineralstoffen unterscheiden kann. Sie bindet unterschiedslos alles, was im Darm herumgurgelt. Das kann für Menschen, die die medizinische Kohle vorbeugend einnehmen, oder nach einer notwendigen Medikamenteneinnahme ihren schwarzen Smoothie trinken, fatale Folgen haben. Das Medikament kann durch die Medizinalkohle in der Wirkung eingeschränkt oder gar ausgehebelt werden. Was das bei manchen Medikamenten nach sich zieht, kann jeder Leser selbst recherchieren.
Schwarze Zahncremes sollen die Zähne weißer machen, wird behauptet. Doch Schwarz ist keineswegs das neue Weiß – weder in Zahncremes, noch in Hautpeelings. Eine Studienauswertung von US-Zahnärzten, die 25 Studien zum Thema unter die Lupe nahmen, konnte keine nennenswerten Bleicheffekte feststellen. Stattdessen gab es mehrere Hinweise auf einen starken Abrieb an der Zahnsubstanz.
Auch die Reinheit von Aktivkohle in Kosmetika ist nicht so hoch, wie viele Verwender meinen. Manche der enthaltenen Kohlenstoffverbindungen können bei ihrer Herstellung gesundheitsschädliche Substanzen entstehen lassen. Bei einer Untersuchung von 15 Beauty-Produkten mit Aktivkohle fanden sich in einigen Proben polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, sogenannte PAKs. Diese gelten als krebserregend. Schauen wir also einmal hinter den Hype um die Aktivkohle.
Was kennzeichnet medizinische Aktivkohle?
Aktivkohle hat keine Ähnlichkeit mit Grillkohle. Es ist vielmehr eine sehr feinporige Kohle, die ein spezifisches Herstellungsverfahren benötigt. Die Struktur dieser feinen Kohle ist durch winzige Poren und Kanäle gekennzeichnet – ähnlich einem Schwamm. Daher sind auch die unfassbar große Oberfläche und die ebenso hohe Aufnahmefähigkeit von Aktivkohle zu erklären. Mit wenigen Gramm Kohle könnte jemand potenziell eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes mit 5000 Quadratmetern Fläche von Belastungen befreien.
Der Herstellungsprozess für Aktivkohle ist speziell. Aktivkohle kann aus Kokosnussschalen, Baumrinden oder Torf hergestellt werden. Zunächst wird die benutzte Zutat in großen Öfen mit stark erhitztem Dampf von jedem Restchen Feuchtigkeit befreit. Es handelt sich also um keinen echten Verbrennungsprozess. Daher entsteht auch keine Asche. Durch Dampf und Hitze entstehen vielmehr immer mehr Poren, die die Oberfläche der Kohle vergrößern. Die Poren sind den verdampften Wasseransammlungen geschuldet.
In einem zweiten Verarbeitungsschritt wird die Kohle dann „aktiviert“. Sie wird bei hohen Temperaturen mit einem speziellen Gasgemisch in Kontakt gebracht. Dabei verflüchtigen sich Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Am Ende bleibt negativ geladene Kohle übrig. Diese darf sich nun als „aktivierte“ Medizinkohle bezeichnen.
Die so hergestellte Aktivkohle kann als Arzneimittel, in KFZ-Luftfiltern, in Küchen-Dunstabzügen, in Wasserfiltern, als Färbestoff in Kaviar, als Zutat von Smoothies und anderen gehypten Lifestyle-Produkten, sowie in Kosmetikprodukten eingesetzt werden. Die wichtigste Funktion von Medizinkohle ist das Binden und Entfernen von Giftstoffen. In dieser Funktion kann die Aktivkohle als Kohlekomprette, pulverförmige Kohle oder Kapsel eingesetzt werden. In den Kohletabletten ist keine reine Kohle enthalten, sondern auch Hilfsstoffe wie Saccharose, Laktose oder Magnesium-Stearat. In Kapseln ist die Kohle unverfälscht enthalten.
Mittlerweile gibt es unzählige Produkte, in denen Aktivkohle verarbeitet wird. Von schwarzem Kaugummi über schwarze Zahnpasta, von Speiseeis über schwarze Smoothies bis hin zu Burger-Brötchen mit Aktivkohle wird alles mögliche angeblich durch Aktivkohle als Zutat gesünder. Fakt ist: Aktivkohle hilft nur gegen bestimmte Toxine – und nur, solange sich diese im Darmtrakt aufhalten. Sind die Giftstoffe erst einmal in den Blutkreislauf gelangt, hilft Aktivkohle nicht mehr.
Trotzdem haben alle Rettungsfahrzeuge standardmäßig Aktivkohle im Sortiment. Aktivkohle gehört nämlich zu den „fünf wichtigen Gegengiften“ mit denen beispielsweise Drogen- oder Medikamenten-Überdosen behandelt werden können. Belastungen mit Laugen und Säuren, Alkohol oder Schwermetallen können nur eingeschränkt damit behandelt werden. Oral zugeführte Drogen oder Pflanzengifte können jedoch in den meisten Fällen mit Aktivkohle gebunden werden.
Zur Geschichte der aktivierten Kohle
Bereits im Altertum war bekannt, dass pulverisierte Kohle heilende Wirkungen entfalten kann. Nachgewiesen ist, dass sowohl die Ägypter, als auch die Griechen bei Vergiftungen oder Magen-Darm-Problemen pulverförmige Kohle verabreicht bekamen. Die eigentliche Karriere der Aktivkohle als Heilmittel begann in Europa aber erst im Jahre 1811. In diesem Jahr führte sich der französische Chemiker Michel Bertrand eine passende Dosis Aktivkohle und fünf Gramm Arsen zu. Er wollte mit diesem Experiment die entgiftende Wirkung der Kohle beweisen. Bertrand überlebte die Vergiftung.
1831 gab es einen weiteren Beweis für die Wirksamkeit der Aktivkohle. Dieses Mal nahm ein französischer Professor namens Touéry vor Zeugen mehrere Gramm Strychnin mit Aktivkohle ein. Er überstand das ebenfalls unbeschadet. Daher kennt die Wissenschaft die absorbierende und entgiftende Wirkung der Medizinkohle schon über 200 Jahre. Der Hype heutiger Tage und die industrielle Nutzung der Aktivkohle haben dem damaligen Kapitel „Entgiftung und Heilung von Darmbeschwerden“ inzwischen mehrere neue Aspekte hinzugefügt. Welche davon die Zeit überdauern werden, ist derzeit nicht absehbar.
Welche Beschwerden werden mit Aktivkohle behandelt?
- Gegen Flatulenz und Blähungen wird Aktivkohle seit Jahren als erfolgsreiches Hausmittel eingesetzt. Bauchkrämpfe mit Blähungen oder die Übelkeit, die bei „Seekrankheit“ entsteht, sind typische Indikationen für Medizinkohle. Anzumerken ist aber auch, dass manchen Menschen mit solchen Beschwerden nicht mit Aktivkohle geholfen wird. Daher steht zu vermuten, dass individuelle Gegebenheiten eine gewisse Rolle bei der Wirkung von Medizinkohle spielen. Bei Blähungen könnten Kombinationen von Fencheltee und Aktivkohle wirksamer sein, als Aktivkohle allein.
- Auch Durchfall ist eines der traditionellen Einsatzgebiete von Aktivkohle. Der Durchfall kann dabei bakteriell bedingt sein, auf Nahrungsmittel-Intoleranzen zurückzuführen sein, oder durch ein Reizdarmsyndrom erzeugt werden. Die Aktivkohle bindet so oder so alle Bakterien, Flüssigkeiten und toxische Substanzen, die im Darm dafür verantwortlich sind.
- Bei einem alkoholischen Kater ist hingegen keine Entlastung durch Aktivkohle zu erwarten. Der Alkoholkater tritt nämlich erst ein, wenn sich die belastenden Abbaustoffe aus dem alkoholischen Getränk bereits im Blutstrom befinden. Hier kann die Aktivkohle nichts ausrichten. Gegen die nachfolgende Übelkeit durch ein Übermaß an toxischen Stoffwechsel-Abbauprodukten könnte die Kohle schon eher etwas ausrichten.
- Überhöhte Cholesterinwerte können interessanterweise mit der Einnahme von Aktivkohle-Kompretten verbessert werden. Tatsächlich verbessert Aktivkohle den HDL-Spiegel. Sie baut das schlechte LDL ab. Das passiert allerdings nur bei einigen Probanden und nach einer ausreichend hohen Menge an Aktivkohle. Um die möglichen Nebenwirkungen dieser Cholesterin-Therapie hat man sich im Rahmen dieser Experimente nicht groß gekümmert. Sie seien „vernachlässigbar“ gewesen, hieß es. Es wäre aber interessant gewesen, den Vitalstoffspiegel der Probanden zu überprüfen. Vermutlich wäre diese Therapie dann als untauglich bezeichnet worden.
Aktivkohle kann jedoch einer Studie zufolge tatsächlich schädliche E. Coli-Bakterien binden. Das geschieht binnen fünf Minuten. Auf eine gesunde Darmflora nimmt Aktivkohle hingegen keinen Einfluss. Untersuchungen aus dem Jahr 2007 zufolge reduziert Aktivkohle Vitamin C, fast alle B-Vitamine und Biotin, wenn der Patient ein Glas frisch gepressten Vitaminsaft dazu konsumiert.
Das beweist, dass Aktivkohle nicht zwischen schädlichen und nützlichen Substanzen unterscheiden kann. Mineralstoffe werden in etwas geringerem Maß mit ausgeleitet. Daher macht es keinen Sinn, einem gesunden Körper Medizinkohle zuzuführen. Im Gegenteil: Die dauerhafte oder prophylaktische Einnahme von Medizinkohle ist auf Dauer schädlich.
Was bewirkt die Entfärbung von Cola-Getränken durch Aktivkohle?
Ein kleines Experiment bewirkt Erstaunliches: ein paar Kohlekompretten in einem Glas Cola nehmen dieser die Farbe. Die Aktivkohle kann also selbst die färbenden Inhaltsstoffe und die Aromen in Cola-Getränken entfernen. Wer das Glas nun austrinkt, konsumiert ein fast geschmackloses und farbloses Getränk, das plötzlich wenig reizvoll ist. Nur die enthaltenen Säuerungsmittel werden von der Aktivkohle nicht neutralisiert. Wie oben erwähnt, bindet Medizinkohle Säuren nicht sehr gut an sich. Wer also etwas sehr Säurehaltiges gegessen oder getrunken hat, kann nicht auf Linderung durch Aktivkohle hoffen.
Macht Aktivkohle tatsächlich verfärbte Zähne weißer?
Auch im Mundraum befinden sich Bakterien und Toxine. Gegen diese kann Aktivkohle etwas ausrichten, auch wenn diese sich in Zahnbelägen befinden. Gegen Kariesbakterien ist Aktivkohle also sinnvoll eingesetzt. Alle anderen Zahncremes leisten aber genau dasselbe. Bedenklich finden Zahnärzte die mögliche abrasive Wirkung der pulvrigen Aktivkohle, die in einigen der ausgewerteten Studien festgestellt wurde. Der Schmirgeleffekt ist nicht dauerhaft hinnehmbar, weil er mit der Zeit die Zahnhälse und den Zahnschmelz zerstört. In Ordnung sind eventuell gelegentliche Mundspülungen, die mit Aktivkohle versetzt sind.
Hinweise zu Nutzung, Dosis und Einnahmedauer
Wenn jemand mit Aktivkohle gegen Durchfall, Flatulenz oder eine leichte Vergiftung vorgehen möchte, ist es klug, die Medizinkohle möglichst zeitnah zuzuführen. Ideal wäre die Einnahme von Aktivkohle binnen einer bis vier Stunden nach Auftreten der ersten Symptome. Bei Durchfall, einem Alkoholkater oder starken Blähungen, die auf das Herz drücken, können die Kohlekompretten bis zu drei Tage lang eingenommen werden.
Eine prophylaktische Einnahme von aktivierter Kohle ist nicht nur nutzlos, sondern auch gefährlich. Eine regelmäßige Einnahme verbietet sich wegen der nachfolgenden Vitamin- und Mineraldefizite. Welche unerwünschten Wirkungen bei einer Dauereinnahme außerdem entstehen können, ist bisher nicht genauer bekannt. Es gibt bisher keine entsprechenden Langzeitstudien. Möglicherweise sorgt der derzeitige Hype aber gerade für genügend auswertbare Daten, die längere Zeiträume abdecken. Genauso ist aber möglich, dass der Aktivkohle-Hype in ein zwei Jahren wieder Geschichte ist.
Die Dosis, die bei den genannten Beschwerden verabreicht wird, ist abhängig vom Beschwerdebild. Bei schweren Blähungen sollten mehrfach täglich kleine Dosen Aktivkohle zugeführt werden. Sinnvoll wäre beispielsweise eine Dosis von dreimal 500 Milligramm. Bei akutem Durchfall sollten die Betroffenen nach der Packungsbeilage vorgehen. Die empfohlene Tagesdosis wird ebenfalls aufgesplittet. Empfohlen werden beispielsweise bis zu 4-mal täglich maximal vier Kapseln oder Kohlekompretten. Kleine Kinder und Jugendliche sollten nur die Hälfte nehmen, also maximal viermal 2 Tabletten.
Liegt eine akute Vergiftung vor, kann der Betroffene bis zum Eintreffen eines Notarztes, der in jedem Fall benachrichtigt werden sollte, bis auf 50 Kohlekompretten erhöht werden. Diese Dosis darf sogar auf einen Schlag eingenommen werden, bestenfalls in zwei Dosen a 25 Kompretten. Wenn nötig, können danach noch weitere Dosen verabreicht werden, die kleiner ausfallen. Ideal ist die Aufnahme einer solchen Aktivkohle-Menge in flüssiger Form, also nach Auflösen der Kompretten oder des Pulvers in Wasser.
Wichtig ist, auch danach noch viel stilles Wasser zu trinken. Bei Überdosen bestimmter Medikamente oder Narkosemittel ist diese Therapie gängige Praxis. Wo früher der Magen ausgepumpt wurde, wird heute oft zu Aktivkohle gegriffen. Manchmal wird eine halbe bis ganze Stunde nach der Aktiv-Kohle-Verabreichung Glaubersalz als Abführmittel gegeben. Dadurch können die inzwischen an die Aktivkohle gebundenen Toxine schneller ausgeschleust werden.
Bei manchen Vergiftungen ist das Trinken von Wasser oder Milch allerdings strikt untersagt. Ein Anruf bei der Giftzentrale hilft gegebenenfalls bei solchen Fragen weiter. Für Kinder gelten bei akuten Vergiftungen Erstdosen von einem bis zwei Gramm Aktivkohle je Kilogramm Körpergewicht. Anschließend wird die Dosis halbiert. Sie wird alle zwei bis vier Stunden gegeben, bis eine Besserung eingetreten ist. Der Notarzt ist in jedem Fall sofort anzurufen.
Ist Aktivkohle bei der Wundversorgung sinnvoll?
Tatsächlich kann pulverisierte Aktivkohle auch äußerlich angewendet werden – zum Beispiel in Form einer Wundauflage. Diese bewirkt eine Bindung der Bakterien in einer Wunde. Außerdem werden austretende Gewebeflüssigkeiten, unangenehme Eitergerüche oder abgestorbene Gewebepartikel an die Medizinkohle gebunden. Nicht sinnvoll ist es aber, auf offene Wunden Aktivkohle-Pulver aufzustreuen. In der Apotheke gibt es fertige Wundauflagen, die einen Aktivkohlekern haben. Diese Wundauflagen sind oft zusätzlich mit Silber-Ionen versehen, damit die Abtötung von Bakterien befördert wird.
Kleinere Schürfwunden oder Insektenstiche werden besser mit etwas Heilerde, Bentonith- oder Zeolith-Brei versorgt. Diese wird feucht aufgetragen und kann nach etwa zwanzig Minuten wieder entfernt werden.
Welche Nebenwirkungen sollten Aktivkohle-Verwender bedenken?
Über die Risiken einer prophylaktischen oder langfristigen Einnahme von Aktivkohle wurde bereits aufgeklärt. Doch manche Menschen erleben auch bei einer kurzfristigen Nutzung im Akutfall Nebenwirkungen. Berichtet wurde beispielsweise über Magenschmerzen oder Durchfall (sic!), Erbrechen oder Verstopfung. Solche Nebenwirkungen treten relativ selten auf. Sie können auf eine zu hohe oder zu niedrige Dosis Aktivkohle, sehr selten auf eine Unverträglichkeit auf einen der Inhaltsstoffe hinweisen.
Vielmehr darf man annehmen, dass die Flüssigkeitszufuhr zu gering war. Möglicherweise sind die Kohlekompretten also gar nicht die eigentlichen Verursacher solcher Beschwerden, sondern sie verstärken unter gewissen Umständen vielleicht die bereits bestehenden Beschwerden. Alternativ können die Kohlekompretten oft nicht ausreichend zerfallen. Sie ziehen wegen der Bindung der Flüssigkeit im Darm Verstopfung nach sich.
Viel relevanter ist die nachweisbare Minderung von Vitaminen und Mineralstoffen bei Dauergebrauch, prophylaktischer Einnahme oder sehr hohen Aktivkohle-Dosen. Ebenso gefährlich kann es werden, dass Aktivkohle Medikamentenwirkungen mindern oder komplett aushebeln kann. Dieser Effekt kann bei der Einnahme der Antibaby-Pille zu einer unerwünschten Schwangerschaft führen.
Detox-Food zur Entgiftung: sinnvoll oder nicht?
Gesundheitsbewusste Menschen sehen in der Aktivkohle ein wunderbares Detox-Mittel. Zu Beginn einer Fastenkur eingenommen, macht es durchaus Sinn, die ersten Tage mit ein paar Kohlekompretten zu begleiten. Das minimiert die unangenehmen Begleiterscheinungen, die in den ersten Fastentagen auftreten. Spätestens an Tag vier sollte die Aktivkohle wieder abgesetzt werden.
In einem Smoothie, der viele Vitamine enthält, macht die Aktivkohle an sich keinen Sinn. Sie bindet nämlich schon vor dem Genuss einen beträchtlichen Teil der Vitamine an sich. Fachleute gegen von bis zu sechzig Prozent Vitalstoffverlust aus. In angeblich mit Kohle versetzten Kosmetika ist selten wirklich „charcoal“ als Zutat vertreten. Oft genug werden Kosmetika schwarze Färbemittel zugefügt, weil diese sich anschließend besser verkaufen. Eine positive Wirkung erzielen diese nicht. Höchstens eine gegenteilige.