Zunächst einmal gilt es sich schon dem Gedanken einer einmaligen und allumfassenden indianischen Naturmedizin freizumachen, denn das was man heute unter dem Begriff „Indianer“ bezeichnet, meint oftmals lediglich die nordamerikanischen Ureinwohner der Vereinigten Staaten. Zu diesen Urvölkern zählen aber eigentlich auch die südamerikanischen Stämme sowie die im Norden Kanadas und Alaskas lebenden Vertreter.
Daher gibt es nicht eine indianische Naturmedizin, sondern aufgrund der enormen geografischen Umspannung mindestens ebenso viele wie die dort vorhandenen Klimazonen, welche unterschiedliche Pflanzen und Gewächse hervorbrachten. Dies ist für diejenigen, welches sich für Naturmedizin und Heilkunde aber interessieren, umso interessanter da eine umso größere Auswahl an vielen aufsehenerregenden und wirksamen Stoffen so verwendet werden kann.
In Einklang mit der Natur: Was ist das Besondere an der indianischen Naturmedizin?
Die herausragende Besonderheit, die gerade in Europa für viel Verwirrung oder Augenzucken führt, ist das indianische Naturmedizin eigentlich keine Heilkunde ist, sondern Teil sowohl der verschiedenen, ursprünglichen indianischen Naturreligionen (https://www.deutschlandfunk.de/radiolexikon-gesundheit-indianische-medizin.709.de.html?dram:article_id=369519), als auch der synkretistischen, christlichen Religion an die meisten Indianer heute glauben.
Im Gegensatz zu der westlichen Schulmedizin geht es nicht um eine Bekämpfung der Symptome bzw. der Krankheit, sondern um eine ganzheitliche Änderung – auch im Sinne spiritueller Neuorientierung. In der bis heute überlieferten, traditionellen indianischen Naturmedizin geht es nicht um das Phänomen Krankheit bzw. Leid – Leib, sondern die Einheit zwischen Geist, Körper und Seele.
Diese Vorstellung hat sich noch in weiten Teilen bis heute erhalten. Ist eine der drei Teile der Wesenheit beeinträchtigt, schadet dies auch den beiden Übrigen. Daneben spielt noch immer der Einfluss höherer Mächte eine Rolle. Dabei kann eine böse Tat das Übel anziehen, während gute Geister (deren Rolle vielfach von Heiligen übernommen wird / wurde) das Individuum leiten und es vor schädlichem Einfluss schützen.
Zwei Prinzipien üben dabei eine besondere starke Rolle aus:
- Das Prinzip der Ähnlichkeit
- Das Prinzip der Erfahrung
Das Prinzip der Ähnlichkeit beschreibt die Annahme, dass Gegenstände, Pflanzen, Personen und andere Lebewesen, die ähnlich aussehen oder sich gleich verhalten, eine Verbindung zueinander haben. Dazu gehört auch eine Pflanzen- und Signaturenlehre. Auf der anderen Seite steht das Prinzip der Erfahrung. Die Indianer hatten Erfolg durch Tradierung ihres Wissens, welches durch jahrelange Beobachtung entstand. So entwickelte sich ein breiter Erfahrungsschatz.
Die traditionelle indianische Naturmedizin setzt auf Katharsis
Das Wort „Katharsis“ stammt aus Griechenland und bedeutet übersetzt, so viel wie Renigung. Die große Widerstandskraft der Naturvölker gegen (einheimische) Krankheiten, die Elemente und Strapazen sowie die hohe Gesundheit stammen von den indianischen Hygienevorstellungen. Zu diesen Vorstellungen der Eingeborenen Amerikaner zählte es beispielsweise nackt in Flüssen und Seen zu baden, um den Körper abzuhärten und sich von Schmutz und Schweiß zu säubern.
Eine solche Waschung hatte aber nicht nur die körperliche Reinigung zum Ziel, sondern auch eine Aufgabe der bösen Gedanken und anderer übler Elemente im Sinne einer Katharsis, einer Reinigung von Geist und Seele. Daher spielt eine weitere Praktik in der indianischen Naturmedizin eine große Rolle: Die Schwitzhütte.
Der Gang in die Schwitzhütte geschah in einer Art zeremoniellem Ritual. Innerhalb diesem künstlich geschaffenen „Mutterleib der Erde“ wurden die schlechten Elemente durch den Aufguss aus Kräutern, Wasser und anderen Substanzen aus dem Körper ausgeschwitzt. Ein solcher Gang dauerte nach Ethnologen zwischen zwei und fünf Stunden und wird von manchen Stämmen bis in die Gegenwart praktiziert.
Dieses rituelle Geschehen wird ebenfalls an der Verwendung des Begriffs „Medizin“ deutlich. Der „Medizinmann“ ist eher mit einem Schamanen oder einem Priester vergleichbar, als mit einem Arzt. Durch die Medizin wird die verzerrte transzendentale Ordnung des Sein wieder hergestellt.
Welchen Kräutern und Gewächsen finden sich in der nordamerikanischen Pflanzenheilkunde?
Neben diversen Rauschkräutern, die zu rituellen Zwecken, wie beispielsweise einer Visionssuche verwendet wurden, findet sich besonders im Bereich der Salben und Kräutermixturen eine Vielzahl an traditionellen indianischen Rezepten, die auch Einzug in die moderne Naturheilkunde fanden.
Innerhalb der solchen Vissionssuche nutzte man diverse Rauschkräuter, um seinen persönlichen Schutzgeist, zumeist in Form eines Tieres bzw. eines Sternzeichnen im indianischen Horoskop (https://zaubr.de/astrologie/indianisches-horoskop/), zu finden. Solche Rituale beflügelten die Phantasie der ersten europäischen Siedler, die daher die tatsächlich wirksamen Heilungen falsch einordneten.
Überblick über die wichtigsten Heilpflanzen der nordamerikanischen Ureinwohner:
- Feigenkakteen
- Elsbeeren
- Koka-Pflanze
- Schimmelpilze
- Sonnenhut (Echinacea)
- Zaubernusstrauch (Hamamelis Virginiana)
- Yamswurzel
- Fenchelknollen
- Goldmohn
- Diverse Rinden
- Hanf
- Vanillegras
- Traubensilberkerze
- Indianernessel
- usw.
Neben diesen bekannten Pflanzen und Gewächsen existieren noch viele weitere. Die ehemals als Hexenritual verunglimpfte schamanistische Tradition der Indianer hat sich in den Vereinigten Staaten fortentwickelt und nutzt heute ebenfalls Analyseverfahren der modernen Medizin, weswegen sie seit einigen Jahrzehnten als reguläre Studienrichtung auch in einigen Universitäten (https://www.heilpraxisnet.de/naturheilverfahren/indianische-medizin-heilpflanzen-heilkunde) gelehrt und studiert werden kann.
Die indianische Naturmedizin enthielt bereits viele Wirkstoffe, die in Europa zu dieser Zeit unbekannt waren und heute fast nicht mehr wegzudenken sind. Zu diesen Mitteln gehört beispielsweise ein Empfängnishemmer, eine Art Antibiotikum, diverse Mittel gegen Hautkrankheiten und Ekzeme, Abführmittel und viele weitere hochspezialisierte Mixturen.
Werden Mittel der indianischen Naturheilkunde heute noch immer eingesetzt?
Tatsächlich finden sich viele der traditionellen Heilrezepte in aktualisierter oder angepasster Form in unseren modernen Pharmamitteln wieder (https://www.raum-und-zeit.com/gesundheit/alte-heilmittel/ ). Dazu gehört beispielsweise der Sonnenhut. Dieses weithin bekannte Gewächs stammte ursprünglich aus Amerika. Der Heiler des Stammes pulverisierten die Wurzeln der Pflanzen und bestreuten damit Wunden bzw. mischten einen Sud gegen Blutvergiftung damit an.
Noch heute befindet sich der Sonnenhut als Bestandteil in vielen Mitteln, die die körpereigenen Abwehrkräfte stärken sollen. Bestandteile der Yamswurzel werden noch immer in der Antibabybille verwendet, wobei die Wirkung wie oben erläutert, bereits bei den Indianern bekannt war und auch nachweislich zur Verhütung genutzt wurde.
Das wohl interessanteste Faktum liegt aber in der Verwendung von einem Prototyp des Penicillins. Gewonnen aus dem Schimmelpilz setzten die indianischen Stämme dieses Mittel schon früher ein, als es durch Fleming in Europa bekannt wurde. Dazu kratzten sie die Pilzkulturen der Baumrinde und desinfizierten damit Wunden oder fertigten Wundbeläge.
Gibt es heute noch Möglichkeiten an originale indianische Heilrezepte zu gelangen?
Das Wissen der Indianer ist nicht verloren gegangen, es gibt daher noch immer gute Möglichkeiten um an Originalrezepte zu gelangen. Da es aber eine nicht unerhebliche Zahl an Scharlatanen auf dem Feld gibt und gerade bei Infektionen, Krankheiten o.ä. immer eine Gefahr besteht, sollte man vor dem Gebrauch ein solches Mittel unbedingt mit seinem Hausarzt besprechen.
Des Weiteren ist es in einem solchen Fall ratsam, ein Standardwerk zu erwerben, welches auch die Universitäten verwenden, an denen Medizinmänner als Professoren lehren und gesicherte sowie seit Jahrhunderten geprüfte Erkenntnisse aus erster Hand vermitteln. Solche Heilrezepte basieren auch echten indianischen Erkenntnissen der Naturmedizin und nicht der Phantasie von geschickten Vertrieben.
Ist eine Ausbildung zum Medizinmann bzw. -frau möglich?
Jein. Für die authentische Art der Ausbildung ist der Besuch der bereits angesprochenen Universitäten, die Schamanismus als Studienfach anbieten, die beste Methode um ein tiefes gehendes Verständnis der indianischen Naturmedizin und ihrer spirituellen Komponente zu erlangen. Da dies aber nur den wenigsten möglich ist, gibt es diverse Alternativangebote.
Eines davon wäre die Reise in das solches Reservat, um bei einem Medizinmann in die Lehre zu gehen, was jedoch mit sehr großem bürokratischem Aufwand verbunden ist und auch noch viele zusätzliche Hürden (Sprachbarriere, Aufenthaltsgenehmigungen, usw.) mit sich bringt. Es gibt aber auch in Europa bzw. Deutschland einige wenige Anbieter für mehrwöchige Kurse, die ansatzweise in das Themengebiet einführen können. Ein solches Angebot ist in den meisten Fällen durchaus seriös und auch wissenschaftlich fundiert, die Frage, ob jemand aus einem völlig anderen Kulturkreis die spirituelle Komponente exakt vermitteln kann, muss jeder Teilnehmer eines solchen Seminars für sich selbst beantworten.