Wie funktioniert die B-Zell-Therapie bei Multipler Sklerose?

Nachdem Cherie Binns während der Behandlung mit einem Interferon-Medikament bahnbrechende Multiple-Sklerose-Symptome hatte, wog sie ihre Optionen sorgfältig ab.

Am Ende verschrieb ihr Neurologe Rituximab. Es handelt sich um eine Art B-Zell-Therapie, die ihren Namen trägt, weil sie auf die B-Zellen abzielt, die bei MS Nervenschäden verursachen.

Binns, eine 69-jährige Krankenschwester, die in Wakefield, Rhode Island, mit MS-Patienten arbeitet, sagt, dass sie weitaus weniger Nebenwirkungen hat als bei den Interferon-Medikamenten. Nach anderthalb Jahren unter Rituximab bemerkte sie eine Verbesserung ihrer linksseitigen Schwäche, Denkprobleme, Müdigkeit und Handzittern. Alle sind jetzt minimal. Die einzige Nebenwirkung, die Rituximab bei ihr hatte, war Juckreiz, den sie mit einem Antihistaminikum unter Kontrolle brachte.

„In der MS-Community wird viel darüber diskutiert, dass Menschen mit einer weniger aufdringlichen Therapie ein weitaus normaleres Leben führen können“, sagt sie.

Kelly Eichman, 40, hatte seit der Diagnose schubförmig-remittierender MS im Jahr 2009 vier weitere krankheitsmodifizierende Medikamente ausprobiert. Dann begann sie mit der B-Zell-Therapie mit einem B-Zell-Therapiemedikament namens Ocrelizumab.

„Obwohl ich erst vor kurzem mit den halbjährlichen Behandlungen begonnen habe, bin ich versucht, es mein ‚Wundermittel‘ zu nennen, da ich mich seit Jahren vor meiner MS-Diagnose nicht gesünder gefühlt habe“, sagt Eichman, der aus dem Südosten von Minnesota stammt.

Wie B-Zell-Therapien funktionieren

Bei dieser Therapie werden Medikamente, sogenannte monoklonale Antikörper, eingesetzt, um die B-Zellen Ihres Körpers anzugreifen. Diese weißen Blutkörperchen unterstützen normalerweise Ihr Immunsystem. Aber wenn Sie an MS leiden, können sie die Nerven in Ihrem Gehirn und Rückenmark schädigen.

Durch die Zerstörung dieser Zellen verhindert die B-Zell-Therapie, dass sich Ihre MS verschlimmert. Es ist wirksam gegen schubförmige Formen der MS, bei denen es von Zeit zu Zeit zu Schüben kommt, gefolgt von Phasen ohne Symptome. Es verlangsamt auch die primär fortschreitende MS. Das ist der Typ, der mit der Zeit immer schlimmer wird.

B-Zell-Therapien können MS nicht heilen. Aber indem sie die Krankheit verlangsamen und Rückfälle verhindern, können sie die Behinderung verringern und die Lebensqualität verbessern.

Welche B-Zell-Therapien gibt es?

Die FDA hat diese B-Zell-Therapien für MS zugelassen:

• Ocrelizumab (Ocrevus). Sie erhalten dies über eine Infusion in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis. Es wird sowohl bei schubförmiger MS als auch bei primär progredienter MS eingesetzt.
• Ofatumumab (Kesimpta). Sie oder eine andere Person können Ihnen dieses Medikament zu Hause mit einem vorgefüllten Autoinjektorstift verabreichen. Es wird bei schubförmiger MS und sekundär progredienter MS (bei der Sie Rückfälle haben, Ihr Zustand sich aber mit der Zeit immer noch verschlechtert) eingesetzt.
• Ublituximab-xiiy (Briumvi). Es handelt sich um den ersten monoklonalen Anti-CD20-Antikörper zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (RMS), einschließlich des klinisch isolierten Syndroms, der schubförmig remittierenden Erkrankung und der aktiven sekundär fortschreitenden Erkrankung bei Erwachsenen. Die erste Dosis wird innerhalb von 4 Stunden intravenös eingenommen, gefolgt von einer einstündigen Infusion am 15. Tag. Anschließend wird das Medikament alle 24 Wochen verabreicht.

Ärzte verwenden Rituximab (Rituxan) auch zur Behandlung von MS. Es wird vor allem bei Blutkrebserkrankungen wie dem Non-Hodgkin-Lymphom verschrieben. Es ist noch nicht von der FDA zur Behandlung von MS zugelassen, wird für diesen Zweck jedoch häufig „off label“ eingesetzt. Sie nehmen dieses Medikament über eine Infusion in Ihrer Arztpraxis ein.

Wer erhält eine B-Zell-Therapie?

Die B-Zell-Therapie ist möglicherweise nicht die erste MS-Behandlung, die Sie versuchen. Einige Ärzte beginnen mit traditionelleren MS-Therapien wie Interferon, sagt Ben Thrower, MD, medizinischer Direktor des Andrew C. Carlos MS Institute am Shepherd Center in Atlanta. Interferone wirken mit Ihrem Immunsystem zusammen, um Entzündungen zu reduzieren.

Thrower sagt, dass er bei Menschen, bei denen gerade erst eine Diagnose gestellt wurde, tendenziell wirksamere Optionen wie B-Zell-Therapien bevorzugt. „Ich glaube, dass es am sinnvollsten ist, zu Beginn aggressiver zu sein“, um den Menschen zu helfen, ihr Leben so lange wie möglich voll funktionsfähig zu führen, sagt er.

Allerdings müsse man diese Vorteile mit einem höheren Potenzial für Nebenwirkungen abwägen, sagt er.

Mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten zur B-Zell-Therapie sind:

• Allergische Reaktionen
• Reaktionen, bei denen Sie die Spritze oder Infusion bekommen
• Ein höheres Risiko für Infektionen wie Erkältungen und Hautinfektionen
• Kopfschmerzen

Einige Untersuchungen haben ergeben, dass Ocrelizumab auch Ihr Risiko für bestimmte Krebsarten, einschließlich Brustkrebs, erhöhen kann. Ofatumumab wurde mit einer seltenen und schweren Gehirninfektion in Verbindung gebracht.

Was sind die Nachteile?

Dennoch ist die B-Zell-Therapie nicht jedermanns Sache. Ihr Arzt muss Ihren Immunglobulinspiegel überprüfen, der die Funktion Ihres Immunsystems misst, bevor Sie mit der Behandlung beginnen. Menschen mit chronischen Infektionen wie Hepatitis B und C oder Tuberkulose können keine B-Zell-Therapie erhalten, sagt Bermel.

Diese Medikamente können auch sehr teuer sein. Erkundigen Sie sich vor Beginn bei Ihrer Versicherungsgesellschaft, was abgedeckt ist. In manchen Situationen kann die B-Zell-Therapie weniger kosten als Interferon. Das war bei Binns der Fall, als sie von der Privatversicherung zu Medicare wechselte.

Allerdings könnten die Preise für B-Zell-Therapien in Zukunft sinken. Forscher entwickeln Biosimilars (eine nahezu identische Kopie eines Medikaments) zu Rituximab. Das ist der Schlüssel zur Kostensenkung, sagt Thrower.

Sicht der Patienten

Jahre nach ihrer Diagnose im Jahr 1994, sagt Binns, sei sie zu einer Fürsprecherin geworden, als sie Thrower Vorträge über neuere Behandlungen wie B-Zell-Therapien halten hörte.

Sie hat jetzt eine Öffnung in ihrer Brust, die ihren Venen eine Pause von Nadeln gibt. Sie bekommt alle sechs Monate eine Infusion, was einige Stunden dauert. Sie kann selbst dorthin und nach Hause fahren, anstatt jemanden finden zu müssen, der sie mitnimmt.

Für Eichman bedeutete die B-Zell-Therapie, dass MRT-Scans keine neuen Läsionen in ihrem Gehirn zeigten. Läsionen beeinflussen die Funktionsweise des Gehirns. Sie verursachen Probleme, die von Gedächtnislücken bis hin zu Sprachschwierigkeiten wie undeutlichen Wörtern reichen.

Binns weist darauf hin, dass Sie, wenn Sie über eine B-Zell-Therapie nachdenken, sicherstellen sollten, dass Ihre Impfungen auf dem neuesten Stand sind.

Sie hat drei Dosen des COVID-19-Impfstoffs erhalten und ihr Körper produziert noch keine schützenden Antikörper gegen das Coronavirus. Deshalb trägt sie eine Maske und ermutigt andere dazu.

„Sobald Sie eine B-Zell-Therapie erhalten haben, kann es möglicherweise sechs Monate bis ein Jahr dauern, bis sich Ihre Blutzellen wieder ansiedeln und Sie Antikörper bilden können“, sagt sie. Bevor Sie mit der Behandlung beginnen, fragen Sie Ihren Arzt, welche Impfungen Sie erhalten sollten und wie lange vor Beginn Ihrer Behandlung Sie diese erhalten sollten.

Wenn Sie neugierig auf B-Zell-Therapien sind, fragen Sie bei Ihrem nächsten Besuch Ihren Neurologen. Ihr Arzt kann Ihnen bei der Entscheidung helfen, ob eine dieser Behandlungen für Sie geeignet ist.

Thrower sagt, seine Praxis ermutige Patienten, sich an Behandlungsentscheidungen zu beteiligen.

„Wir legen alle Informationen und unsere Vorlieben auf den Tisch und schauen dann, wie das mit den Wünschen der Person übereinstimmt“, sagt er.