Wehrpflichtige in Schweden erhalten kostenlose Damenhygieneprodukte

In den Militärkasernen in der südschwedischen Stadt Karlskrona ist wie überall im Land jedes Badezimmer mit Spendern für Tampons und Damenbinden ausgestattet, die Wehrpflichtigen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Ziel der Initiative ist es, die Gleichstellung der Geschlechter im Militär zu verbessern und die sogenannte Periodenarmut zu bekämpfen, bei der einkommensschwache Frauen und Mädchen Schwierigkeiten haben, für Damenhygieneprodukte aufzukommen.

„Wir wollen es weiblichen Wehrpflichtigen ermöglichen, über alle benötigten Vorräte zu verfügen“, sagte Per Oster, ein Gleichstellungsberater der schwedischen Streitkräfte, gegenüber AFP.

Schweden ist neben Norwegen und Israel eines der wenigen westlichen Länder, das 2018 eine Wehrpflicht für Männer und Frauen eingeführt hat.

Schweden ist das erste Land, das seinen Wehrpflichtigen kostenlose Menstruationsprodukte anbietet.

„Früher konnten Frauen beim Militär nur bei der Aufnahme in die Krankenstation an Damenhygieneprodukte gelangen“, erinnert sich Oster.

„Das ist verrückt!“

Der im Jahr 2020 eingeführte Schritt veranschaulicht die Bemühungen des schwedischen Militärs, die Gleichstellung der Geschlechter sicherzustellen.

Maria Juvel, eine Wehrpflichtige, die seit drei Monaten Militärdienst leistet, sagte, es sei gelungen.

„Ich glaube, ich spüre keinen Unterschied zu dem, was die Jungs fühlen“, erzählte sie AFP über ihre bisherigen Erfahrungen.

„Es ist für alle genau das Gleiche, es ist egalitär“, sagte sie. „Niemand schaut auf dich herab und es ist nicht schwieriger, weil du eine Frau bist.“

„Wir denken anders“

Laut ihrem Kompaniechef Carl Gustav Gonzalez haben sich die Mentalitäten seit den 1990er Jahren, als Frauen erstmals gleichberechtigt mit Männern den Militärdienst leisten durften, stark verändert.

„Als ich meinen Militärdienst absolvierte, waren wir etwa 800 und ich kann die Anzahl der Mädchen ziemlich gut an einer Hand abzählen“, sagte der 45-Jährige.

„Wir haben damals nicht an (Damenhygieneprodukte) gedacht“, sagte er.

„Das ist schon eine Weile her, zum Glück geht es uns jetzt besser und wir denken anders.“

In dem Land mit 10,5 Millionen Einwohnern dauert der Militärdienst zwischen sechs und 15 Monaten.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 5.475 Jugendliche einberufen, ein Anstieg von 46 Prozent gegenüber vor vier Jahren.

In Karlskrona sind die Kasernen gemischtgeschlechtlich. Unter den 165 Wehrpflichtigen in diesem Jahr sind zwei von fünf Frauen, ein höherer Anteil als der Landesdurchschnitt von 24 Prozent.

In den Badezimmern wundern sich die Männer nicht, wenn sie neben dem Toilettenpapier auch Damenbinden- und Tamponspender sehen.

„Es ist sehr gut“, sagte ein männlicher Wehrpflichtiger, der sich weigerte, seinen Namen zu nennen, und war überrascht, dass die Spender überhaupt Interesse erwecken würden.

Bundesweit kaufte das Militär im Jahr 2022 rund 740.000 Menstruationsprodukte.

Es ist geplant, die Maßnahme künftig auf alle Militärangehörigen auszuweiten.

© 2023 AFP