Glücksspiel wie Lotto, Sportwetten, Poker und Casinospiele sind weltweit beliebte Freizeitaktivitäten und wichtige Wirtschaftsfaktoren. Laut Statista.com, einem Online-Portal für Statistiken sowie Daten aus Markt- und Meinungsforschung, lag der Umsatz mit Glücksspiel unter Einbeziehung der Wettanbieter ohne Steuern im Jahr 2017 bei mehr als 46 Milliarden Euro. Doch was passiert im Gehirn eigentlich und wann entscheidet sich der Mensch dafür beim Glücksspiel ein Risiko einzugehen?
Wissenschaftler der Johns Hopkins University haben aus diesem Grund eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, wie sich Menschen in einer Glücksspielsituation mit zwei Optionen, die stark unterschiedliche Erfolgsaussichten haben, verhalten. Bereits bekannt war, dass einige Menschen sich auch dann für eine Option entscheiden, wenn sie objektiv wissen, dass die Erfolgsaussichten dafür gering sind. Andere Menschen hingegen meiden Risiken auch im Glücksspiel soweit wie möglich, selbst wenn die Option eine hohe Erfolgschance besitzt.
Neuronale Vorgänge bei Glücksspiel bisher kaum untersucht
Bisher wurden diese gegenläufigen Verhaltensweisen aber fast ausschließlich aus psychologischer Sicht und nicht aus Sicht der Neurowissenschaften untersucht. Die Wissenschaftler um Studienleiter Pierre Sacré haben deshalb analysiert, welche neuronalen Vorgänge mit Risikoentscheidungen verknüpft sind und wie diese durch das Gehirn beeinflusst werden.
Als Probanden konnten die Forscher eine Gruppe Epilepsie-Patienten nutzen, denen bereits aufgrund zur Behandlung von Anfällen Elektroden ins Gehirn implantiert worden waren. Diese Elektroden konnten während der Experimente auch genutzt werden, um detaillierte Aufzeichnungen der Gehirnaktivitäten anzufertigen. Während des Experiments spielten die Probanden, während die Wissenschaftler ihre Hirnaktivität beobachteten, Karten gegen einen Computer um echtes Geld.
Simples Kartenspiel zeigte Gehirnaktivität
Das im Experiment genutzte Kartenspiel war simpel und bestand ausschließlich Karten mit den Werten 2, 4, 6, 8 oder 10 im gleichem Verhältnis. Pro Spielrunde wurde dem Computer eine verdeckte und dem Probanden eine offene Karte zugelost. Anschließend mussten die Probanden entweder 5 US-Dollar (niedrig) oder 20 US-Dollar (hoch) daraufsetzen, dass ihre Karte einen höheren Wert hat als die verdeckte Spielkarte des Computers.
Es zeigte sich dabei, dass bei einer sehr hohen oder sehr niedrigen Karte (2, 4, 8, 10) alle Teilnehmer ein nahezu identisches schnelles Setzverhalten zeigten. Bei einer 6 hing die Entscheidung über einen niedrigen oder hohen Einsatz hingegen vor allem davon ab, ob die Teilnehmer in den vorherigen Spielrunden Glück hatten und Geld gewinnen konnten. Eine lange Glückssträhne sorgte somit für ein riskanteres Wettverhalten, obwohl die objektiv vorhandenen Gewinnchancen unverändert blieben.
Gamma-Gehirnwellen beeinflussen Entscheidungen
Die neuronale Untersuchungen der Probanden zeigte, dass die Entscheidungen beim Glücksspiel mit hochfrequenten Gamma-Gehirnwellen in beiden Gehirnhälften verknüpft sind. Wie Sacré erklärt, „entsteht eine Neigung zur Risikobereitschaft, wenn die rechte Gehirnhälfte hochfrequent aktiv. Wenn die linke Seite eine entsprechende Aktivität zeigt, bildet sich hingegen eine Abneigung gegen das Risiko.“
Ausgelöst wird dieses neuronale Verhalten durch vorherige Ereignisse des Gehirns. Sridevi Sarma, Co-Autor der Studie erklärt, dass „die Spieler bei ihrer jeweiligen Entscheidung alle vergangenen Kartenwerte und alle Spielausgänge aufaddieren, allerdings mit einem Verblassungs-Effekt.“ Dies bedeutet also, dass ein Spielausgang der weiter in der Vergangenheit liegt das Verhalten eines Spielers weniger stark beeinflusst als ein kürzlich aufgetretenes Spielergebnis.
