Laut der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie e. V. gehört Parodontitis, eine Entzündung des Zahnhalteapparates, zu den häufigsten chronischen Krankheit der Menschheit. In Deutschland leiden etwa 11,5 Millionen Menschen an dieser Krankheit, die bei einer ausbleibenden Behandlung zum Zahnverlust führen kann und auch die Allgemeingesundheit negativ beeinflusst. Ausgelöst wird die Parodontitis immer durch eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die wiederum durch einen bakteriellen Zahnbeleg (Plaque) entsteht.
Eine Metastudie der University of Manchester konnte bereits belegen, dass elektrische Zahnbürsten Plaque besser entfernen als herkömmliche Handzahnbürsten. Ob dies auch das Parodontitis-Risiko senkt, hat die Metastudie aber nicht analysiert, obwohl auch Experten der Zahnklinik Karlsruhe bestätigen, dass immer mehr Menschen in Deutschland ihre Zähne elektrisch putzen.
Gesundheitsdaten von 2.819 Personen ausgewertet
Forscher der Universität Greifswald haben aus diesem Grund eine elfjährige Beobachtungsstudie durchgeführt, die herausfinden sollte, ob die besseren Reinigungsergebnisse von elektrischen Zahnbürsten sich auch tatsächlich auf die Zahngesundheit auswirken und so Karies, Parodontitis und den Verlust von Zähnen einschränken können.
Laut der im Journal of Clinical Periodontology publizierten Studie dokumentierten die Zahnmediziner der Universität Greifswald für ihre Studie von 2.819 Erwachsenen den Zustand der Zähne im Zeitraum von 2002 bis 2006. Anschließend beobachteten sie sechs bis elf Jahre welche Veränderungen bei der Probanden auftraten und ob diese ihre Zähne elektrisch oder manuell reinigen. Zu Beginn der Beobachtungsstudie lag der Anteil mit elektrischer Zahnbürste bei nur 18 Prozent, am Ende gab 37 Prozent der Probanden an über eine elektrische Zahnbürste zu verfügen.
Nutzung elektrischer Zahnbürsten kaum erforscht
Laut Dr. Vinay Pitchika sind „elektrische Zahnbürsten in Deutschland in allen Altersgruppen beliebter geworden, aber es nur wenige Studien die Langzeitwirksamkeit untersucht haben.“ Die Beobachtungsstudie der Universität Greifswald dient deshalb vor allem der Gewinnung von Grundlagenwissen, auf dem weitere Studien aufbauen sollen.
Die Ergebnisse zeigen, dass elektrische Zahnbürsten einen signifikanten Vorteil beim Erhalt einer guten Mundgesundheit bieten und sogar das Fortschreiten einer Parodontitis und damit auch das Ausfallen von Zähnen verlangsamen können.
Vorteile bei leichter und mäßiger Parodontitis
Im Mittel war die Zahntaschentiefe (Sondierungstiefe) bei Probanden mit elektrischer Zahnbürste um 22 Prozent geringer, der Substanzverlust im Zahnfleischhalteapparat (Attachmentverlust) war um 21 Prozent geringer. Auch der Zahnverlust lag im Durchschnitt während der Beobachtungszeit bei Nutzung einer elektrischen Zahnbürste um 20 Prozent beziehungsweise 20 Prozent geringer.
Den größten Vorteil durch eine elektrische Zahnbürste haben laut den Studiendaten Personen, die an einer leichten bis mäßigen Parodontitis leiden. Eine bereits vorliegende schwere Form der Parodontitis kann auch durch die regelmäßige Nutzung einer elektrischen Zahnbürste nicht mehr gebremst werden und benötigt zwingend eine medizinische Parodontalbehandlung, um den Zahnverlust noch zu verhindern.
Pitchika konstatiert daher, dass „vor allem Menschen mit einer bereits relativ guten Mundgesundheit und mit nur geringfügigen Parodontalerkrankung besonders vor einer elektrischen Zahnbürste profitieren.“ Eine Verringerung von Karies durch elektrische Zahnbürsten konnte die Beobachtungsstudie hingegen nicht belegen. Laut Pitchika ist hier eher das Fluorid der Zahnpasta und nicht die Art der Reinigung entscheidend.