Jährlich sterben rund 25.000 Personen in Deutschland an Darmkrebs. Zehntausende erkranken neu, wobei der Krebs nicht selten in Stadien entdeckt wird, in denen eine Behandlung kompliziert sein kann. Regelmäßige Vorsorge ist jedoch nur ein wichtiger Bestandteil der Prävention, denn weil immer mehr junge Menschen an dieser Krebsart erkranken, müssen auch gängige Praktiken und der persönliche Lebensstil überdacht werden.
Studien zeigen: Die Altersstruktur der Betroffenen verändert sich
In Deutschland gibt es ein festes Vorgehen bezüglich der Früherkennung von Darmkrebs. Ab einem Alter von 50 Jahren können sich Männer und Frauen regelmäßig Stuhltests unterziehen. Die wichtigste Maßnahme im Bereich der Darmkrebsvorsorge aber ist die Koloskopie. Sie wiederum steht Patienten erst ab einem Alter von 55 Jahren als Kassenleistung zur Verfügung und dann nur alle zehn Jahre.
Dieser Zeitplan wird mittlerweile von vielen Experten angezweifelt – und das scheinbar zurecht: so veröffentlichte das National Cancer Institute in 2017 Zahlen, die belegen, dass in der Zeit zwischen 1974 und 2013 weniger US-Amerikaner, die 55 Jahre und älter waren, an Darmkrebs erkrankten. Jüngere Patienten wurden im selben Zeitraum hingegen häufiger von dieser Krebsart heimgesucht.
Inzwischen konnten auch in anderen Ländern entsprechenden Studien vorgelegt werden, die die Steigerung der Erkrankungszahlen bei Jüngeren untermauern. Junge Menschen zwischen 20 und 29 leiden heute offenbar dreimal so oft an Darmkrebs wie früher. Dementsprechend sind in dieser Altersgruppe 2,3 von 100.000 Personen betroffen, während es 1990 noch 0,8 waren.
Risikofaktoren für Darmkrebs
Offenbart sich eine solche Verlagerung von Erkrankungsfällen, wird die Frage nach Ursachen und Maßnahmen zum zentralen Bestandteil der Forschung. Hierbei wird deutlich, dass die Entstehung von Darmkrebs ein multifaktorielles Geschehen ist, bei dem Prävention zweifellos ganzheitlich erfolgen muss. Zu den Risikofaktoren gehören:
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- Konsum von rotem Fleisch
- Konsum von verarbeitetem Fleisch
- Konsum von Milch
- zu geringe Aufnahme von Ballaststoffen
- Übergewicht
- und Bewegungsmangel.
Erst im Februar diesen Jahres hat das Deutsche Krebsforschungszentrum eine umfangreiche Arbeit vorgelegt, in der die Entstehung von Darm- und Brustkrebs mit Rinderprodukten in Verbindung gebracht wird. Ebenfalls Bestandteil der Diskussion sind Veränderungen des Mikrobioms, das sich aus verschiedensten Mikroorganismen zusammensetzt und den Dickdarm bevölkert.
Darmgesundheit: Der Lebensstil ist wichtig
Wenn es um die körperliche Gesundheit geht, ist der Lebensstil eine besonders entscheidende Größe. Auch der Darm bildet hiervon keine Ausnahme. Im Mikrobiom, das bis zu zwei Kilogramm wiegen kann, befinden sich Bakterien mit positiven Effekten und solche, die für den Darm eher schädlich sind. Durch falsche Ernährung mit vielen verarbeiteten Produkten, Haushaltszucker und tierischen Lebensmitteln verschiebt sich die Zusammensetzung hin zu einer weniger gesundheitsförderlichen Struktur. Tierische Produkte stehen dabei ebenfalls in der Kritik, da sie dem menschlichen Körper kaum Ballaststoffe liefern. In Verzehrsstudien zeigt sich immer wieder, dass Mischköstler die täglich empfohlene Menge von 30 Gramm Ballaststoffen oft nicht erreichen. Bei Vegetariern und Veganern sieht das ganz anders aus: ihre Nahrung enthält viele Ballaststoffe, die die Darmpassage beschleunigen, das Stuhlvolumen erhöhen und den Einfluss karzinogener Substanzen so potenziell verringern können. Zudem liefern pflanzliche Lebensmittel zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe, denen teilweise krebsvorbeugende Effekte nachgesagt werden.
Welche präventiven Maßnahmen empfehlenswert sind
Den eigenen Darm gesund zu halten, sich ausreichend zu bewegen und eine überwiegend pflanzliche Ernährung anzustreben, ist zweifellos eine gute Idee, wenn es um Prävention im Alltag geht. Auch der Verzicht auf Alkohol und Tabak ist ratsam. Hinzu kommt allerdings, dass auch Stress eine nicht zu unterschätzende Größe ist, wenn es um Zivilisationskrankheiten geht. Viele Menschen sind heute beruflich wie privat starkem Druck ausgesetzt, was negative Folgen für ihre körperliche Gesundheit haben kann.
Wer etwas für seinen Darm tun möchte, sollte folglich seine Ernährung, seine Lebensgewohnheiten und sein Stressmanagement unter die Lupe nehmen. Darüber hinaus kann eine Darmsanierung dabei helfen, eine gute Basis für weitere Maßnahmen zu schaffen und ein gesundes Mikrobiom zu fördern. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass es sich dabei lediglich um präventive Optionen handelt, die das Erkrankungsrisiko zwar senken, nicht aber gänzlich eliminieren können. Selbst rein vegan lebende Personen, die auch abseits des Tellers auf ein gesundes Leben achten, genießen keinen hundertprozentigen Schutz.
Inwiefern sich Gewohnheiten und Ernährung auf die Entstehung von Krebs auswirken, werden Studien und Metaanalysen in der Zukunft sicher noch detaillierter zeigen. Außerdem wird es vermutlich weitere Erkenntnisse geben, die den Anstieg der Erkrankungszahlen bei jüngeren Menschen erklären. Aktuell empfiehlt es sich, so früh wie möglich auf einen gesunden Lebensstil zu achten und die Darmgesundheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.